Mendel 1/1873, Bd. 3

Dietelmaier, Michael, deutscher evangelischer Geistlicher, geboren am 16. August 1677 zu Nürnberg, hat schon in seiner Jugend sich als Virtuose auf der Viola da Gamba, wie als Componist einen Namen verschafft, nachdem er den Unterricht in der Instrumental- und Vocalmusik bei Caspar Wecker und auf der Viola da Gamba bei Gabriel Schütze genossen hatte. Die Theologie studirte er in den Jahren nach 1696 auf den Universitäten Jena, Giessen und Altdorf und wurde bereits 1701 Frühprediger an der St. Margarethen-Kirche in Nürnberg, wenige Jahre darauf ebenda Diaconus. Er starb am 15. April 1739. Von seinen musikalischen Arbeiten sind nur wenige erhalten geblieben, von denen die den musikgeschichtlichen Ursprung einiger Choräle betreffenden einigen Werth haben. Fast einzig steht die Behauptung D.’s in seiner „Abhandlung aus allen Theilen der Theologie“ da, dass die Melodie des Chorals „Es ist das Heil uns kommen her“ der zweiten Weise, und die Melodie von „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn“ der sechsten Weise in dem „Oktoechus“ d. h. in dem aus acht Gesängen bestehenden griechischen Gesangbuche, das zur Zeit Karls des Grossen, 800, in die lateinische Kirche aufgenommen sein soll, nachgebildet worden sind, welche Behauptungen, obgleich sie keine allgemein anerkannte Widerlegung erfahren haben, doch als unhaltbar zu betrachten sind.