Eisenberg 1903

Ermarth Albert, der Sohn eines bayrischen Generals, war selbst Offizier, folgte jedoch seiner Neigung fürs Theater und trat in jungen Jahren als Volontär in den Verband des Carltheaters, war dann als Liebhaber und Held in Laibach, Franzensbad, Essegg und Nürnberg engagiert, bis er in den Verband des Grazer Stadttheaters trat, wo er sowohl im Schauspiel als auch in der Posse und Operette erfolgreich verwendet wurde. Der Künstler, der lange unter dem Namen Albert Puls spielte, war viele Jahre in Prag engagiert und zählte daselbst zu den meist beschäftigten und geschätzten Mitgliedern. Von Prag kehrte er wieder nach München zurück, wo er am Gärtnerplatztheater bald als Liebhaber und Bonvivant, bald als Operettensänger und Komiker Beifall fand. Um seine Vielseitigkeit zu charakterisieren, genügt die Bemerkung, daß er in einer Woche den „Körner“ in „Hasemanns Töchter“, den „Sparadray“ in „Prinzessin von Trapezunt“, den „Pfarrer von Kirchfeld“ und den „Falconi“ in „Carneval in Rom“ spielte. 1899 trat er in den Verband des Carltheaters in Wien, wo er ebenfalls durch seine große Verwendbarkeit angenehm auffiel. Anfang des Jahres 1901 begab sich der Künstler mit Conrad Dreher (s. d.) auf die von letzterem arrangierten Gastspielreisen. Der pflichteifrige Schauspieler dürfte sich vielleicht hierbei allzu viel zugemutet haben, seine Nerven wurden überreizt und er erlag am 26. April in Hof in Bayern einem Schlaganfall. E. war verheiratet mit der jugendlich-dramatischen und lyrischen Sängerin Melanie Häckel, geboren in Wien, Schülerin der Passy-Cornet (s. d.), betrat im jugendlichen Alter als „Pamina“ in Graz zum erstenmal die Bühne. Sie erzielte außerordentlichen Erfolg und wurde im Frühjahr 1876 nach Prag engagiert, woselbst sie unter dem Namen Puls-Häckel als „Mignon“ ihr Engagement unter stürmischem Beifall antrat. 1878 wurde Frau Ermarth ans königliches Hoftheater in München engagiert, woselbst sie in erster Stellung wirkte und auch Gelegenheit fand, in den Separatvorstellungen vor König Ludwig II. zu dessen besonderer Zufriedenheit zu singen. Nach einiger Zeit trat sie zum königlichen Theater am Gärtnerplatz über, wo sie nicht nur als Vertreterin erster Operettenpartien, sondern auch in der modernen Oper mit großem Erfolg sang und spielte. Im Jahre 1887 zog sich diese beliebte, anziehende Sängerin unter den größten Sympathiebeweisen seitens des Münchner Publikums von der Bühne gänzlich zurück. Eine Tochter dieser Ehe wendete sich ebenfalls der Bühne zu: Melanie Ermarth, geboren in München, wo sie 1899 als „Rautendelein“ in der „Versunkenen Glocke“ höchst erfolgreich debütierte. Noch im selben Jahre wurde sie ans Deutsche Volkstheater in Wien engagiert. Diese Bühne verließ sie jedoch nach zwei Jahren infolge ungenügender Beschäftigung, und wurde 1901 für das Stadttheater Riga gewonnen, wo sie als „Louise“ in „Kabale und Liebe“ debütierte. Diese junge Künstlerin ist ein vielversprechendes Talent und weist für das Fach der sentimentalen Liebhaberin, von einnehmendem Äußern vorteilhaft unterstützt, unbedingte Begabung auf, die namentlich in der Klassik trefflich zur Geltung kommt.