Lipowsky 1811

Holzbauer, (Ignatz): Holzbauer, (Ignatz), geboren zu Wien 1718, wo er die Tonkunst erlernte, und beim Kais. Oberkapellmeister Fuchs den Kontrapunkt studirte, begab sich, nachdem er hierinn einige Fortschritte gemacht hatte, nach Venedig, um sich dort in der Musik und der Komposition zu vervollkommnen, und kehrte alsdann in seine Vaterstadt zurücke. Aber nun unternahm er eine zweite Reise nach Italien, und verweilte sich in Mailand zwei volle Jahre. Während dieses Aufenthalts pflog er nur mit Kompositeurs und Tonkünstlern einen Umgang, studirte Partituren berühmter Meister, und gieng überall dahin, wo eine gute und schöne Musik zu hören war. Auf solche Art gebildet kam er 1745 zum zweiten Mal in Wien an, wo man ihm die Musikdirektion des Hoftheaters übertrug. Hier hatte er Gelegenheit verschiedenes für die Kirche und das Theater zu schreiben, und sich hierdurch Beifall zu erwerben. Bald verbreitete sich sein Ruhm, daher berief ihn 1751 der Herzog von Würtemberg nach Stuttgard, und ernannte ihn zum Kapellmeister. Da er auch hier mit großem Beifalle arbeitete, erhielt er 1753 vom Churhofe zu Mannheim den ehrenvollen Auftrag für das neu erbaute Theater zu Schwetzingen die Oper: Il Figlio delle Selve in Musik zu setzen. Diese Oper gefiel dem Churfürsten Karl Theodor, einem grossen Kenner und Schützer der Künste so ausnehmend wohl, daß er ihn auf der Stelle in seine Dienste als Kapellmeister nahm. Von Mannheim aus machte Holzbauer 1756 eine dritte Reise nach Italien, und gieng geraden Weges nach Rom, um die dortige päbstliche Kapelle zu hören. Auf seiner Rückreise besuchte er die Städte Bologna, Florenz, und gieng über Venedig und Wien nach Mannheim. Hier erhielt er den Antrag eine Oper für das Königl. Theater zu Turin zu komponiren, und Holzbauer nahm den Antrag an, schrieb die Oper Nitteti, und reiste 1757 selbst dahin, um die Musik zu dirigiren. Ehre, Bewunderung und Lob krönten auch dort sein Talent und seine Bemühungen. Von Turin nahm er seinen Weg durch Frankreich, und über Paris, um dort die Opern und das Conzert spirituel zu sehen und zu hören, nach Mannheim zurücke. Als er kaum in letzt genannter Stadt angekommen war, erhielt er den Ruf nach Mailand, um für die dortige Bühne die Oper: Alessandro nell’ Indie zu schreiben. Mit Bewilligung seines Churfürstens gieng er 1759 dahin ab, wo ihm bei der Vorstellung dieser Oper ebenfalls ungetheilter Beifall wurde. Nun war sein Ruf im ganzen Italien ausgebreitet, und jedes Theater wünschte eine Oper von seiner Komposition; allein nun verbat er sich jeden Antrag, und arbeitete nur mehr für seinen Hof. Von seiner Komposition wurden an diesem Hofe folgende Opern aufgeführt: Il Filio delle Selve. Schwetzingen 1753. Issipile, zu Mannheim 1754. Don Chisciote 1755. Nitetti 1758. Alessandro nel India 1760. Ipolito ed Ariccia 1768. Adriano in Syria 1772. Günther von Schwarzburg, eine deutsche Oper 1776, und der Tod der Dido, ein Melodrama 1779. Nebst diesem schrieb er mehrere Opern und Ballete für das Wiener Hoftheater. Für die Kirche verfertigte er mehrere Messen, Psalmen, Motetten und Oratorien, mit italienischem Texte, worunter sich: La Morte di Giesu; la Giuditta, und Il Giudizio di Salamone auszeichnen. In Paris wurden XXI. Simphonien von seiner Komposition, in vier Heften abgetheilt, 1770 in Kupfer gestochen, auch kam die Partitur der oben angeführten deutschen Oper: Günther von Schwarzburg, die mit aller Pracht und allgemeinem Beifalle in Mannheim während der Carneval aufgeführt worden, zu Mannheim mit einer Dedikation an den Churfürsten heraus. Holzbauer, dieser große Künstler starb den 7. April 1783 zu Mannheim. Seine letzte Arbeit war eine deutsche Messe nach Kohlbrenners Texte.