Lipowsky 1811

Ladurner, (Joseph): Ladurner, (Joseph), geboren zu Meran 1768, und dermal Hofkaplan und geistlicher Rathssekretär zu Brixen, ist ein guter Musiker. Er lernte die Komposition bei dem berühmten Lehrer der Tonkunst Joseph Grätz in München, und zeichnete sich bereits durch mehrere musikalische Kompositionen sehr vortheilhaft aus. Zu Mainz bei Schott kamen unlängst Phantasien (1) für das Klavier heraus, die sein musikalisches Talent aussprechen. Anm. 1: Phantasie, auch Fantasie nennt man das durch Töne ausgedrückte und gleichsam skizzirte Spiel der sich ganz überlassenen Einbildung und Erfindungskraft des Tonkünstlers, oder ein aus dem Stegreiffe gespieltes Tonstück, bei welchem sich der Tonkünstler weder an eine Form, noch eine Haupttonart, auch nicht einmal an ein gleiches Zeitmaas bindet. Ohne dem Stücke einen dauernden Charakter zu geben, überläßt sich der Künstler lediglich seinen Ideen und seiner lebhaften Einbildung, in bald zusammenhängenden und fest in einander greifenden, bald in locker aneinander gereihten melodischen Sätzen, zergliedert manchmal Akkorde, bald aber läßt er sie ineinander folgen, überrascht durch frappante Uebergänge, und stellt die Bilder seiner erhitzten Phantasie in Tönen gemalt dar. Wenn indessen solche Tonstücke der Künstler auch zu Papier bringt, folglich schon mit einiger Ueberlegung schreibt, erhalten solche doch auch den Namen Phantasie.