Mendel 1/1876, Bd. 6

Lewald, (Johann) August, musikverständiger deutscher Belletristiker, geboren am 14. Octbr. 1793 zu Königsberg i. Pr., durchreiste während der Freiheitskriege als Sekretär bei der Generaldirektion der russischen Spitäler in Deutschland ganz Deutschland, sowie Theile von Frankreich und Polen. Später hielt er sich in Breslau auf und betrieb im Umgang mit Schall und Holtei dramatische Studien, wodurch eine frühere Neigung zum Theater aufs neue in ihm erwachte. Seit 1818 wirkte er zwölf Jahre lang theils als Schauspieler, theils als technisches und Direktions-Mitglied in Brünn, München, Nürnberg, Bamberg und Hamburg und entwickelte zugleich eine fruchtbare literarische Thätigkeit als Dramatiker, Novellist und Journalist. Nach mehrfachen Reisen, 1831 nach Paris, dann nach Tyrol, Oberitalien u. s. w., verlegte er im Herbst 1834 seinen Wohnsitz nach Stuttgart und widmete, ohne seiner Reiselust zu entsagen, einen bedeutenden Theil seiner Zeit dem 1835 von ihm begründeten und vorzüglich redigirten Journal „Europa, Chronik der gebildeten Welt“, welches u. A. auch musikalisch-belletristische Aufsätze aus seiner Feder brachte. Im J. 1848 erhielt er die artistische Direktion des Hoftheaters in Stuttgart, für die ihn seine ausserordentliche Orts- und Personenkenntniss und seine seltene Gewandtheit in allen theatralischen, geselligen und literarischen Verhältnissen vortrefflich befähigte. Nach seinem Rücktritt von dieser Stellung zog er sich nach München zurück und starb daselbst am 16. März 1872. Seine gesammelten Werke hat er selbst in einer Auswahl (12 Bde., Leipzig, 1844 und 1845) herausgegeben. Auf musikalisch-literarischem Gebiete veröffentlichte er eine „Geschichte der Musik“ und eine beachtenswerthe „Kunstgeschichte des Ballets in Deutschland“. In den 1850er Jahren war er von Stuttgart aus Mitarbeiter der Berliner Musikzeitung „Echo“.