Schladebach 1/1857, Bd. 2

Michel oder Michl, Joseph, geb. 1745 zu Neumarkt in Baiern, wo sein Vater Chorregent war, bildete sich wissenschaftlich und musikalisch auf dem Seminar in München und wurde dann vom Churfürsten Maximilian III. zu Camerlocher nach Freising geschickt, wo er zwei Jahre lang die Komposition studirte. Nach München zurückgekehrt, schrieb er das Oratorium „Gioas Re di Giuda“, welches dem Churfürsten so wohl gefiel, daß er ihn zu seinem Kammerkomponisten ernannte. Nach dem Tod des Churfürsten ward M. 1778 in Ruhestand versetzt, worauf er scih in das Kloster Weiern zurückzog, fleißig komponirte und die Kirchenmusiken dirigirte. 1803 kehrte er nach seiner Vaterstadt Neumarkt zurück, wo er gegen 1810 starb. - Aufgeführt wurden von ihm die Opern: „Il Trionfo di Clelia“, „Il Barone di Torre forte“, „Elmire und Milton“, „Fremor und Miline“, „König und Pächter“, „Der Jahrmarkt“; ferner kannte man von ihm viele Kirchensachen, Sinfonien, Quartette und sonstige Instrumentalstücke, von denen alle aber sehr wenig im Druck erschienen ist. - Seine Oheime: Joseph Ildefonso und Fredinand M. waren ebenfalls tüchtige Musiker. Der erstere, geb. zu Neumarkt im J. 1708, war in der Komposition ein Schüler Wagenseils, wurde nachgehends Kapellmeister des herzogs von Sulzbach und stand von 1733 an in gleicher Eigenschaft in den Diensten des Fürsten von Thurn und Taxis zu Regensburg, wo er 1770 starb. Er hat Vielerlei für Kirche, Kammer und Theater komponirt, verbrannte aber einst in einem Anfall von Trübsinn alle seine Manuscripte, bis auf 6 Violin-Konzerte, die aber auch in weitern Kreisen nicht bekannt geworden sind. - Ferdinand M. wurde 1713 zu Neumarkt geb., wurde Organist an der Jesuitenkirche in München, woselbst er auch seine musikalische ausbildung erhalten ahtte, erhielt später, da er auch sehr gut Violine spielte, den Titel als zweiter Konzertmeister des Churfürsten und starb schon im J. 1753. - Von seinen Kompositionen sind 12 konzertirende Sinfonien für 2 Violinen und Baß im Druck erschinen.