Mendel 1/1877, Bd. 7

Naumburg (Naumbourg), S., erster Cantor der Synagoge in Paris. Derselbe ist 1818 in Donaulohe, einem Dorfe in Baiern, geboren. Sein Vater war Synagogensänger, wie seine Familie deren mehrere aufzuweisen hatte, so dass auch er den Entschluss fasste, dieselbe Laufbahn zu verfolgen. Seine musikalische Ausbildung erhielt er von M. Röder, Kapellmeister des Königs von Baiern, und seine ersten Versuche in der Composition galten der Synagoge in München. Als 1845 die Stelle des ersten musikalischen Beamten der Synagoge in Paris vacant war, wurde er dem Vorstande derselben durch F. Halévy empfohlen und erhielt diese Stelle. Während seiner langjährigen Wirksamkeit in dieser hat er sich um den jüdischen Gottesdienst durch eine reiche Anzahl von Compositionen verdient gemacht, die er im J. 1847, im Selbstverlage, veröffentlichte. Die Sammlung, die aus drei Theilen besteht, führt den Titel: „Seminoth Israel. Chant religieux des Israelits, contnant la liturgie complète de la Synagogue, des temps les plus reculés jusqu’a nos jours». Die Gesänge sind drei- und vierstimmig. In dem zweiten Theile sind liturgische Gesänge für die grossen Festen enthalten; im dritten Theile Gesänge mit Begleitung der Orgel und der Harfen. Am Schluss dieses dritten Theils befindet sich noch die Weise der Accenturierung einiger Theile der Bibel, als: Pentateuch, des Buches Esther, der Propheten und der Klagelieder Jeremias, in moderner Notation.