Josef Seiling war zunächst Buchhalter, 1873 Geschäftsführer in München. 1872 heiratete er Anna Kronenbitter (1849-1922). Die Regensburger Adressbücher kennen ihn 1876 als Buchhalter, 1881 als Prokuristen bei Bößenecker. 1881 eröffnete Seiling einen eigenen Kirchenmusikalien-Verlag, mit dem er das neugegründete General-Depot sämtlicher Cäcilien-Vereins-Musikalien verband. Bereits im Februar 1882 inserierte er als Verleger und kündigte den Verein zur Verbreitung in den Vereins-Catalog aufgenommener Werke um ermässigten Preis für die Vereinsmitglieder an.
Aus Seilings Verlagsprogramm mit Kirchenmusik von Caspar Ett, Joseph Hanisch, Friedrich Koenen, Carl Santner, Ferdinand Schaller, Franz Xaver Witt u.a. ragt Joseph Rheinbergers Stabat mater op. 138 hervor, das er Anfang 1885 veröffentlichte. Im April 1885 zeigte er das Erscheinen eines Vollständigen Verlagskatalogs an. Programmatisch fügte er hinzu: [...] die Sachen haben durchweg die cäcilianische Censur passirt, ist also kirchliche und liturgische Correktheit garantiert [...]. Zum Angebot gehörten auch Photographien und Hochrelief-Medaillons etwa von Franz Liszt, Richard Wagner und Franz Xaver Witt.
1889 war Seilings Verlag auch in München gemeldet; seitdem firmierte er teilweise in Regensburg und München. Bereits am 1. November 1890 übergab Seiling seine Regensburger Musikalienhandlung und das General-Depot an Franz Feuchtinger. Seinen Cäcilianischen Kirchenmusik-Verlag behielt er bei und verlegte ihn im Herbst 1891 nach München. Die Münchner Adressbücher von 1892 und 1894 weisen Seiling als Musikalienhandlung und Musikalienleihanstalt aus. 1894 ging der Verlag in den Besitz der Firma Schwann in Düsseldorf über, bestand aber in München weiter. Das Adressbuch von 1896 verzeichnet ein Musikalien-Verlagsgeschäft Josef Seiling. 1901 erhielt Seiling das Münchner Bürgerrecht. Um diese Zeit war er offenbar nicht nur Musikalienhändler, sondern auch Hoflieferant S[einer] K[öniglichen] Hoh[eit] d[es] Prinzen Ludwig Ferdinand v[on] Bayern und später Hofmusikalienverleger. Am 14. April 1924 starb Josef Seiling in München.