Lipowsky 1811
Albert V., Herzog von Baiern, erzeugt vom H. Wilhelm IV., mit Maria Jakobea, Tochter des Markgrafen Philipps zu Baaden, wurde den 29. Hornung 1528 geboren, übernahm nach seines Vaters Tode den 6. März 1550 die Regierung über Baiern, und starb zu München den 24. Oktober 1579. Dieser Fürst, der eine ausnehmend gute Erziehung erhalten hatte, war ein eben so großer Freund der Gelehrsamkeit, als der Künste; daher er innländische Gelehrte und Künstler nach Möglichkeit unterstützte, und bestens ermunterte. Er war es, der den Grund zur Gemälde-Gallerie in München legte; (Mein baierisches Künstlerlexikon, B. I. in der Vorrede XV.) und welch eine Achtung er für die Tonkunst hatte, kann man aus jenen kostbaren Büchern wahrnehmen, welche man vor etlich dreißig Jahren in der Residenz zu München entdecket hat (1). Unter den herrlichen Gemälden, womit sie geziert sind, traf man die Portraite der berühmtesten Tonkünstler seiner Hofkapelle an, die aus zwölf Sängern, und einer großen Anzahl Musikern, die Saiten- und Blasinstrumente spielten, bestand, und worunter sich Orlando de Lasso, Cyprian von Rohre, Ivo de Vento, Maximus Trojano, Johann a Fossa, Simon Gatti u. a. so mächtig auszeichnen. Wie sehr er auf die Macht der Tonkunst vertraute, mag man aus folgender Anekdote wahrnehmen. Er unternahm im J. 1576 eine Reise nach Würtemberg, das damals größtentheils der evangelischen Religion schon huldigte, um dort die Wildbäder zu gebrauchen. Sein Gefolge bestand unter andern aus seinem Beichtvater, seinem Hofprediger, vielen andern Geistlichen, und Hofmusikern. Diesen untersagte er allen Umgang mit den Protestanten, verbot ihnen lutherische Bücher zu kaufen, und mit sich nach Hause zu bringen, und traf überhaupt Anstalten, um zu hindern, daß keiner zur evangelischen Religion übertrete, oder derselben Grundsatzen beipflichten möchte. Aber nicht nur hindern wollte dieses Herzog Albert, sondern selbst die Würtemberger bekehren, und sie zur katholischen Kirche zurückezuführen, war sein Entschluß; daher er den bei sich habenden Geistlichen befahl, diese Menschen eines bessern zu belehren, er selbst ließ aber unter freiem Himmel predigen, und bei dem Gottesdienste eine herrliche Musik aufführen, um auf solche Art das Volk an sich zu ziehen, und für die katholische Kirche zu gewinnen. Wir entdecken hier den Keim der in der Folge von den Jesuiten eingeführten Missionen. Joh. Heinrich v. Falkenstein’s Gesch. des Herzogthums und Königreichs Baiern. (München und Ingolst. 1763.) Th. III. S. 559. Joann. Adlzreiter Annal. boicae gentis. P. II. L. IX. p. 281. Paragraph 39. L. Westenrieder’s Jahrbuch der Menschengeschichte in Baiern. (München 1783.) B. I. Th. II. S. 369. In den nach dem Tode H. Albert des V. gehaltenen Trauerreden wird unter andern zu seinem Lobe folgendes angeführt: Alios denique, vt reliqua taceam, vehementer commovit Musica illa praestantissima, quam idem Princeps noster (Albertus V.) habuit, quaque non tantum ad animi recreationem, sed vel maxime ad ornandum et illustrandum Dei cultum in sacris et divinis rebus peragendis quotidie vsus est: cui profecto nulla in vniuerso orbe Christiano vnquam similis reperta fuit, sine ad instrumentorum Musicorum varietatem et multitudinem, sive ad tantorum admirabilem peritiam et canendi suavitatem nespicias. ORATIONES furebres in exequiis, Alrerto V. vtriusque Bavariae Duci, celebratis ab Ingolstadiensi Academia habitae. Ingolstadii ex officina Weissenhorniana 1580. in 8vo. Oratio prima a NICOLAO EVERHARDO habita. pag. 19.
Anm. 1: Man fand sie bei der Gelegenheit, wo man einige bisher unbekannte Schränke durchsuchte, in einer mit vielen Schlössern wohlverwahrten eisernen Küste. Sie bestehen in einer Menge alten Bücher, so insgesammt Handschriften, prächtig in Sammet gebunden, und mit kostbaren Schlössern von der schönsten Arbeit geziert sind. Es sind meistens Turnier und Wappenbücher des Königl. Baierischen Hauses; auch befindet sich darunter ein schönes pergamentenes Manuscript von des Bacatio berühmten Männern mit den vortrefflichsten Miniatur-Gemälden; ferners Handschriften von der Musik u. s. w. Das Schönste sind zwei große Bände auf Pergament von Atlasgröße, worinn die herrlichsten Miniatur-Gemälde, welche die Geschichte des alten und neuen Testaments, auch die merkwürdigsten Stellen der Kirchen und weltlichen Geschichte, ferner Portraite etc. enthalten, von Hanns Mielich gemalen, zu sehen, und welche gegenwärtig in der Königl. Hofbibliothek zu München verwahret werden. Mein baierisches Künstlerlexikon. (München 1810.) B. I. S. 206.