Gerber 1/1790, Bd. 1
Agricola (Joh. Friedrich) Kön. Preuß. Hofkomponist zu Berlin, geb. zu Dobitschen im Altenburgischen; studirte von 1738 nebst den Rechten, die Musik zu Leipzig bey Joh. Seb. Bach, kam 1741 nach Berlin, wo man ihn bald den Ruhm des stärksten Orgelspielers zuerkannte und setzte daselbst die Komposition unter Quanzens Leitung fort. Im Jahr 1751 heyrathete er die berühmte Sängerin, Sigra Moteni, erhielt 1759, nach Grauns Tode, die Direktion der Königl. Kapelle und starb daselbst am 12. Nov. 1774 an der Wassersucht.
Seine Schriften zeugen eben so sehr von seinen Kenntnissen als seine Kompositionen von seinem Fleiße. Das, was wir von erstern besitzen, besteht
I. in zwey Briefen, unter dem Namen Olibrio in dem kritisch. Musikus an der Spree. II Tosi Anleitung zur Singkunst aus dem Italienischen übersetzt mit Anmerkungen. Berlin 1757 in 4. III. Die Beleuchtung der Frage: Von dem Vorzuge der Melodie für der Harmonie. G. Cramers Magaz. IV. Mehere Aufsätze in den kritischen Briefen und der allgemeinen Bibliothek. Von seinen praktischen Werken ist nur sein zitierter Psalm nach der Cramerschen Übersetzung in Partitur gedruckt, ob er gleich außer diesem noch viel mehrere, zum Theil große Werke, für die Kirche gesetzt hat. Für das Berliner Theater hat er die Opern verfertiget: “Cleofide” 1753: “Il Tempio d’amore” 1755: “Achille in Sciro” 1765: “Lamore di Psiche” 1768: “Ifigenia in Tauride”, und die Intermezzi: “La Ricamatrice divenuta Dama” und “Il Filosofo convinto”. Auch hat er viele Stücke für Instrumente, besonders “Concerti grossi” verfertigt. Sein Leben s. Marpurgs Beyträge.