Lipowsky 1811
Joachim Carissimi:
Er stand um das Jahr 1649 als Kapellmeister bei der päbstlichen Kapelle, und am Kollegium zu Rom. Brown, Bonnet, Laborde, Mattheson und Galuppi wetteifern seine Verdienste zu erheben, und ihn als den ersten Kompositeur anzurühmen. Carissimi war auch der Lehrer eines Cesti, des ältern Scalatti, des Bassani, Buononcini u. s. w. Die Italiener eignen ihm die gegenwärtige Einrichtung des Recitatives zu, das Jakob Peri und Monteverde vor ihm, aber sehr unvollkommen, erfunden hatten. Carissimi verbesserte es dadurch, daß er demselben einen leichtern und fließenden Gesang gab, und dasselbe dem Accente der natürlichen Deklamation näher brachte; er war der Erste, der dem damaligen noch steifen und schwerfälligen Basse einige Bewegung und Figuren gab, welche Idee in der Folge Corelli mit so vielem Glücke benützte, und fügte ebenfalls zuerst seinen Motetten, die er in der Kirche absingen ließ, eine Instrumental-Begleitung bei. Der Stil seiner Kirchenmusiken soll sanft und fliessend, aber doch edel und erhaben gewesen seyn.