Mendel 1/1873, Bd. 3
Dressler, Ernst Christoph, einer der beliebtesten deutschen Sänger des
18. Jahrhunderts und zugleich gründlich gebildeter Tonkünstler, geboren 1734
zu Greussen im Schwaizburg'schen, erhielt seinen ersten musikalischen Unterricht
in Sondershausen, schlug aber zunächst die wissenschaftliche Laufbahn ein und
studirte an den Universitäten zu Halle, Jena und Leipzig. In letzterer Stadt warf
er sich von 1754 bis 1756 wieder mit allem Eifer auf die Musik und galt bald als
ein ebenso trefflicher Sänger wie Violinspieler. Um sich bei der berühmten Sängerin Turcotti
vollends auszubilden, ging er nach Baireuth, wurde in die dortige Hofkapelle
gezogen und dann zum Kammersecretär ernannt. Als der Markgraf gestorben
war, kam er 1763 mit denselben Titeln und in gleicher Stellung an den
herzoglichen Hof in Gotha, nahm aber 1766 daselbst seinen Abschied, zog nach
Wetzlar und wurde 1767 Secretär und Kapelldirector des Fürsten von Fürstenberg.
In diesem Amte blieb D. bis 1771 und wandte sich dann nach Wien, wo er
sich mit dem grössten Beifall öffentlich, sowie bei Hofe hören Hess. Im J. 1775
folgte er einem Rufe als Hofopernsänger nach Kassel und starb daselbst am
6. April 1779. — Sowie als Sänger ist D. als Componist zahlreicher Lieder und
Liedersammlungen mit der grössten Auszeichnung zu nennen, nicht minder als
Musikschriftsteller, aus dessen Feder man kennt: "Fragmente einiger Gedanken
des musikalischen Zuschauers, die bessere Aufnahme der Musik in Deutschland
betreffend" (Gotha, 1764), "Gedanken über die Vorstellung der Alceste" (Erfurt und
Leipzig, 1774) und "Theaterschule für die Deutschen, das ernsthafte Singspiel be-
treffend" (Hannover, 1774). Diese Schriften gehören weitaus mit zu dem
besten, was die Literatur des vorigen Jahrhunderts auf gleichem Gebiete hervorgebracht hat.