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Gyr, Wysel, * 7. September 1927 Zürich, † 12. Mai 1999 ebda., Musikredakteur, Journalist, Moderator, Sänger, Akkordeonspieler

1   Leben

Wysel Gyr 1976
Quelle: Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)

Der Schweizer Rundfunk- und Fernseh-Moderator, Folklore-Journalist, Sänger und Akkordeonspieler Alois, genannt Wysel, Gyr arbeitete zunächst als Schriftsetzer. Er betätigte sich überdies als Journalist für diverse Zeitungen und Zeitschriften sowie als Textdichter, Bühnenmoderator und gelegentlicher Mitarbeiter in verschiedenen Sendungen des Schweizer Fernsehens TV DRS. Von 1961 bis 1976 übernahm er dort die Leitung des Ressorts Heimat und Religion, das er als freiberuflicher Mitarbeiter noch bis in die 1990er Jahre prägte. Auf Anregung des Tonmeisters und Ländlerdokumentars Walter Alfred Wettler produzierte Gyr ab 1962 über 500 Volksmusik-Sendungen (z. B. Für Stadt und Land, Bodeständigi Choscht, Öisi Musig, Diräkt us oder Galaabend für Stadt und Land). Als Mitarbeiter der Sendung Volksmusik-Journal war er auch für den Rundfunksender Radio DRS tätig. In seinem Privatarchiv beherbergte Gyr rund 30.000 Schallplatten.

Aufgrund seines langjährigen Engagements für die Volksmusik wurde er von der Schweizer Presse auch als Volksmusikpapst, Ländlerpapst oder Folklorepapst bezeichnet.

Dieter Ringli zufolge wurde Gyrs Name geradezu zum Inbegriff für Volksmusik in der Schweiz, seine Vorstellung von Volksmusik – Klarinette, Handorgel [sic!] Kontrabass, verbunden mit einer bürgerlichen Gesinnung – allgemein übernommen. Nach weiteren Einschätzungen Ringlis bot er – zumindest in den frühen Jahren seiner Tätigkeit – in Bezug auf die musikalische Struktur der Volksmusik eine Art Qualitätsgarantie für sogenannt «urchige», also von anderen populären Musiken wenig beeinflusste Musik [...]. Die traditionelle Schweizer Volksmusik erhielt in GYRS [Hervorhebung im Original] Sendungen zunehmend den Beigeschmack des gemütlichen Schweizer Fernsehabends. Die musikalische Struktur war zwar gerettet, die ursprüngliche Lebendigkeit ging aber verloren(Ringli 2006, 95).

Wenngleich Gyr zweifellos große Verdienste um die Verbreitung und Popularisierung der Ländlermusik in der Schweiz zuzusprechen sind, so bewirkte er durch seine offenen Sympathien für die rechtsextreme Politik der Schweizer Partei Nationale Aktion obgleich eine negative Konnotation von Volksmusik mit rechtskonservativem und rassistischem Gedankengut.

2   Literatur

Mehlin, Rosmarie: Wysel Gyr, «Volksmusik Papst», in: Badener Zeitung, Jg. 137, Nr. 250, 25.10.1985, S. 25.
N. N.: Der «Ländlerpapst» Wysel Gyr gestorben. Ein Leben für die Volksmusik, in: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 109, 14.5.1999, S. 63.
N. N.: Wysel Gyr, in: WHO'S WHO. The People-Lexicon(Version vom 3.9.2013).
Ringli, Dieter: Schweizer Volksmusik von den Anfängen um 1800 bis zur Gegenwart, Altdorf 2006.