Walther 1/1732
Kerl (Johann Caspar) aus Sachsen gebürtig, wurde vom Erz-Herzoge Leopold nach Wien zum Hof-Organisten berufen, und wegen seines vortrefflichen Talents dem Kayserl. Hof-Capellmeister, Giov. Valentini übergeben, sodann nach Rom zu dem berühmten Componisten, Giacomo Carissimi geschicket, um von selbigem weitere instruction zu empfangen; hierauf vom Churfürsten in der Pfalz in Dienste verlanget, nachgehends aber vom Churfürsten in Bayern, Ferdinando Maria, zum Hof-Capellmeister angenommen. Seine Modulatio Organica super Magnificat octo Tonis Ecclesiasticis respondens, ist an. 1686 zu München in folio gravirt worden. An. 1669 hat er ein Opus 2. 3. 4. und 5stimmiger Motetten, unter dem Titul: Delectus Sacrarum Cantionum; und an. 1689 sechs Missen von ungemeiner Kunst daselbst drucken lassen. Daß er einstens mit den übrigen Musicis seiner Capelle, absonderlich den Italiänern, grosse Händel gehabt, da er ein Stück componiret, so lauter intervalla inusitata, und solche Abweichungen von den gewöhnlichen Regeln in sich enthalten, daß die guten Leute in der Execution nicht fortkommen können: ist in Herrn Johann Krigers Gedancken über die, dem Neu-eröfneten Orchestre durch das Ur erregte Controvers, p. 220 der Matthesonischen Crit. Mus. T. 2. zu lesen. Daß er an. 1677 in Kayserl. Diensten gestanden habe; dessen bin vom Herrn Capellmeister Aschenbrenner versichert worden.