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Koenigsperger, Marianus (Taufname Johann Erhard), * 4. Dezember 1708 Roding/Opf., † 9. Oktober 1769 Kloster Prüfening b. Regensburg, Komponist, Chorleiter, Leitungsperson, Organist, Sänger, Chorknabe, Geistlicher

1   Biographie

Der Sohn des Bürgers und Flötenmachers (Drechslers) kam vermutlich schon als Singknabe in das Kloster Prüfening, in dessen Konvent er nach der Schulzeit als Laienbruder (Frater) eintrat. Erste musikalische Anregungen hatte er wohl schon bei seinem Vater Andreas Koenigsperger, Drechsler, Flötenbauer und Musiker, erhalten. Sobald es sein Alter erlaubte, wurde er von seinen Eltern nach Prüfening geschickt und dort in Musik und wissenschaftlichen Disziplinen ausgebildet, wobei er sich vor allem auf die Musik konzentrierte und sogar auf die Theologie verzichtete. Koenigsperger gehörte dabei zu einer Gruppe von zehn bis zwölf Chorknaben, die damals im Kloster Prüfening unterrichtet wurden. Es gibt Indizien dafür, dass Koenigsperger auch in einem Zisterzienserkloster Chorknabe war, unter Umständen sogar noch vor seiner Prüfeninger Zeit.

1734 legte er die Ordensgelübde ab und wirkte bis zu seinem Tode als Musikdirektor und als virtuoser Organist in Prüfening, was dem Kloster alsbald den Ruf einer besonderen Pflegestätte der Kirchenmusik einbrachte. Der letzte Abt des Klosters, Rupert Kornmann, ebenfalls ein beachtlicher Musiker, widmete Koenigsperger einen lobenden Nachruf in Lipowskys Bairischem Musiklexikon.

Ein Großteil der Werke Koenigspergers erschien im Druck des Augsburger Verlags Lotter, teilweise schon vor dem Ablegen seines Ordensgelübdes. Sie zeigen sich dem Zeitstil eng verbunden, den der Komponist offenbar recht genau traf. So ist kaum zu bezweifeln, was der Abt Kornmann mitteilt, nämlich dass die Bauern bedauerten, wenn Koenigsperger am Sonntag nicht die Orgel spielte. Im 19. Jahrhundert wurde Koenigspergers Stil der Kirchenmusik als lediglich galant-empfindsam abgetan, mit dem liturgisch jeder künstlerische Ernst verloren ging. (Fellerer). Als Orgelvirtuose schuf Koenigsperger Bemerkenswertes für die Praxis des selbstständigen Orgelspiels sowohl innerhalb der Liturgie als auch zu weltlichen Zwecken. Er öffnet der Kirchenorgel den Weg von der reinen Continuo-Begleitung zur konzertanten, solistischen Verwendung (etwa ab op. 18). Seine Werke sichern ihm auch heute noch einen bedeutenden Rang unter den Klosterkomponisten des 18. Jahrhunderts, unter denen er der einzige Laienbruder war.

Insgesamt wurden von Koenigsperger 50 Messen, 5 Requiem, 34 Offertorien, 12 Vespern, 18 Litaneien, 8 Stabat Mater, 48 geistliche Kantaten und Arien, 10 Symphonien, 12 Kirchensonaten, 8 Orgelkonzerte sowie 4 Hefte mit Präludien und Fugen, Versetten und Galanteriestücken für Orgel im Druck publiziert.

Die Widmungen und von Koenigsperger verfassten Vorworte zu seinen Kompositionen geben einen beeindruckenden Einblick in Koenigspergers umfassende Kenntnis der Musiklandschaft seiner Zeit und der Werke anderer Komponisten sowie in sein grundsätzliches Verständnis der musikalischen Materie. Als ihn inspirierende und von ihm geschätze Komponisten nennt er u.a. den Prager Domkapellmeister Franz Xaver Brixi, den Mainzer Domkapellmeister Johann Zach, den Obermachtaler Prämonstratenser Isfrid Kayser und neben weiteren Namen auch Leopold Mozart und Joseph Haydn. Zudem stellt er fest, dass vielerorts keine ausreichenden Mittel, Sänger und Musiker, zur Verfügung stünden, um die großbesetzten Werke mancher dieser Komponisten zur Aufführung zu bringen. Daraus leitet er die Notwendigkeit für die Komposition von Werken geringeren Anspruchs ab, zu denen er seine eigene Musik zählt, denn auch in kleinerem Rahmen müsse es Musik zur Ehre Gottes geben.

Koenigsperger konnte durch seine Kompositionen durchaus erhebliche Einnahmen verbuchen, wobei er sämtliche Einkünfte stets dem Kloster zukommen ließ: Er kaufte Bücher und Notenschriften für die Klosterbibliothek, unterstützte die Professoren im Konvent bei der Edition ihrer Bücher. Koenigsperger wurde damit im Kloster Prüfening zur Anlaufstelle für all jene, die für ihre literarischen Projekte finanzielle Mittel benötigten. Von Abt Kornmann ist das Zitat überliefert, es sei Koenigsperger ein inniges Vergnügen gewesen, bei jeder Gelegenheit zur Beförderung der Wissenschaft beizutragen, ohne Anspruch auf Dank oder Ersatz. So veranlasste Koenigsperger auch die Renovierung der Orgel in der Klosterkirche sowie den Bau einer neuen Chororgel.

2   Werke

ohne Opuszahl: Odeum sacrum, Entstehung unklar, gedr. Lotter 1733
op. 1: Decachordon sive X Missae solemniores Lotter 1740
op. 2: Philomela suaviter 8 Offertoria gedr. 1741 Joh.Bapt. Lang Regensburg, Br. Museum kompl.
op. 3: Threnodia Davidica et Mariana seu Psalmus ... gedr. 1743 Phil. Lud. Klaffschenkel Augsburg , Br. Museum 10 Stb.. ..
op. 4: 6 Liturgiae canorae sive 6 Missae praemissis ... gedr. 1743 Lotter Augsburg 11 Stb. Bay. StB (unvollst.)
op. 5: Sacrificium vespertinum gedr. 1743 Augsburg Klaffschenkel Proske
op. 6: Sacrae ruris deliciae seu 6 Missae rurales et 2 Missae de requiem gedr.1744 Lotter Augsburg Proske
op. 7: nicht feststellbar
op. 8: Cymbala benesonantia 17 Offtoria gedr. 1744 Lotter Augsburg, 7 Stb. Proske
op. 9: Chordae corda trahentes seu 12 Sonatae concertantes pro Missa a Vl. principale ... gedr. 1745 Klaffschenkel, Augsburg Proske
op. 10: Cymbala jubilationis seu 6 Missae solmn. gedr. 1745 Klaffschenkel Augsburg Proske
op. 11: nicht feststellbar
op. 12: Eucharisticon complectens 4 Offertoria ... gedr. 1748 Lotters Erben Augsburg Proske, Einsiedeln
op. 13: Luctus Marianus, 6 Stabat mater gedr. 1748 Lotters Erben Augsburg 7 Stb. Einsiedeln
op. 14: Cythara Davidica qua Psalmi vespertini ... gedr.1750 J.J. Lotter haered. 10 Stb. Br. Mus.
op. 15: Jubilatio lyturgica ... seu 6 Missae solem. ... gedr. 1750 Lotters Erben Augsburg Proske unvollst. 11 Stb. Br. Mus.
op. 16: Cibus sapidus seu 10 Symphoniae gedr. 1751 Lotters Erben Augsburg Proske daraus Nr. 8 neu aufgelegt Coppenrath Altötting
ohne Opuszahl: Praeambulum cum Fuga I.-VII. Toni ... gedr. 1752-1776 Lotter Augsburg, jede Fuge mit eigenem Titelblatt 1752 die 5., 1755 die 2., 3. und 4., 1756, die 6., 7. und 8., 1776 die 1., Kgl. Bibliothek Berlin, Proske-Mettenleitner
op. 17: 6 Lytaniae Lauretanae o.J. gedr. Lotter Augsburg, Proske
op. 18: Certamen musicum Konzerte für Orgel und Orchester gedr. Lotter
op. 19: Allauda Mariana, 4 Arias (zu deutschsprachigen, gereimten Strophen; der Text der Nr. 4 beinhaltet ein Hirtenlied (Auf, auf, ihr Hirten), gedr. 1755 Lotter, Stimmbände Einsiedeln
op. 20: Lessus Ecclesiae in 2 Missis de Requiem ... gedr. 1756 Lotters Erben Augsburg; Laudetur Jesum Christum, Offertorium, gedr. Augsburg o.J. Lotters Erben, Einsiedeln 7 Stb.; Offertorium duplicis textus, gedr. Augsburg o.J., Einsiedeln 7 Stb.
op. 21: Sacrificium Matutinum seu 6 Missae solemn. (Nr. 6 Missa pastoritia) gen. Regensburg, gedr. Chr. Ulrich Wanger 1760 Proske, Privatbibliothek B. Haberl C.T.; Fingerstreit oder Clavierübung durch ein Praeludium und Fugen ... gedr. Augsburg 1760, Br. Museum
op. 22: Philomela Benedictina sive X. Cantatae de B.V. Maria ... gedr. J.J. Lotter Augsburg, Proske, Br. Museum 10 Stb.
op. 23: Oliva plena et fructifera etc ... 6 Missae solemn. quarum ultima de Requiem gewidmet dem Frauenkloster St. Walburga zu Eichstätt, gedr. 1764 J.J. Lotter Augsburg, Proske, Br. Museum, Einsiedeln: 12 Stb. daraus Missa in D-Dur Sparte und Aufführungsmaterial 1994 Hermann Arnold, Roding, mehrere Aufführungen in Roding, Missa in C-Dur Eberhard Kraus, Sparte und Aufführungsmaterial Redemptoristenkloster Cham, Erstaufführung 1968 Kloster Reichenbach
op. 24: Psaltes Vespertina seu 2 Vesperae de Dominica c. psalmis (4 Antiphonen) gedr. 1767 J.J. Lotter Augsburg, Proske
op. 25: Sabbathum requietionis seu II Missae (Nr. 2 Missa pastoritia), gedr. 1769 Lotter Augsburg, Einsiedeln, Br. Museum (unvollst.)
ohne Opuszahl: Missa pastoritia, gedr. Lotter Augsburg 1769 (fehlen Vorwort und Widmung), Einseideln, Br. Museum (unvollst.)
ohne Opuszahl: Der wohlunterwiesene Clavierschüler ... 238 Praeambeln, 24 Versetten und 8 Arien und Galanteriestücken; Unterrichtswerk Lotter, 1755, Einsiedeln (?)
ohne Opuszahl: 25 Musiken zu Schuldramen, entstanden zwischen 1736 und 1763, Textbücher; teilweise erhalten, so weit bekannt aufgeführt in Amberg, Dillingen (1737), Ingolstadt (1739), München (1743)

3   Literatur

Eitner, Robert: Biographisch-Bibliographisches Quellenlexikon. Bd. 5, Graz 1959, 405.
Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Kassel 1961, Bd. 7, 1383f.; Bd. 1, 1444, 1652; Bd. 9, 185, 199, 1865, 1905; Bd. 10, 361, 363; Bd. 11, 112; Bd. 13, 1563; Bd. 16, 980.
Fellerer, J.K.G: Geschichte der katholischen Kirchenmusik. Düsseldorf 2/1949.
Ursprung, Otto: Katholische Kirchenmusik. Potsdam 1931, 234, 242, 249.
Landkreis Cham (Hg.): Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham 26, 2009, 129ff.
Münster, Robert: Die Musikpflege in der Benediktinerabtei Prüfening im 18. Jh. In: Musik in Bayern 56, 1998, 41-53.