Lipowsky 1811
Brün, (Franziska Le):
Brün, (Franziska Le), die Tochter des Violonzellisten Danzi zu Mannheim und Schwester des Königl. Würtembergischen Kapellmeisters Franz Danzi, wurde 1759 zu Mannheim geboren. Sie widmete sich der Singkunst, und sang als ein Mädchen von 14 Jahren zum ersten Male im Hofkonzerte in ihrer Vaterstadt. Schon damals war sie die Bewunderung des Churfürstens, und ihres Vaterlandes, und bald darauf auch von ganz Deutschland, Frankreich, Italien und Engeland. Ihre schöne, volle Bruststimme überstieg das drei gestrichene, oder höchste F auf den Klavier-Instrumenten um einen Terz, und alle diese Töne waren gleich stark und angenehm. Es läßt sich keine Vollkommenheit einer Sängerinn fast mehr denken, die ihr nicht eigen war, und ebendaher wetteiferten die schönen Geister Italiens, Engelands und Frankreichs ihre Vorzüge als Sängerinn und Schauspielerinn zu bewundern und in ganz Europa zu verbreiten. Ueberall ließ man ihrer Kunst die verdiente Gerechtigkeit wiederfahren, überall ward sie bewundert, geschätzt, geliebt, und sehr hoch geachtet, einer Todi und Mara wurde sie wenigst gleichgestellt, wo nicht vorgezogen. Im J. 1778 trat sie zu Mailand, nachdem sie ehevor schon in mehrern großen italienischen Opern zu Mannheim mit allem Beifalle gespielt und gesungen hatte, mit den Reitzen und Blüthe der Jugend in der Oper: Europa recognoscitua, mit Musik vom Salieri auf, erwarb sich große Ehre, und ungetheiltes Lob mit sichtbarem Neide und Aerger der dortigen Prima Donna Balducci; mit gleich großem Ruhme sang sie 1781 und 1783 als Prima Donna zu London, dann in der Folge zu Venedig, Neapel u. s. w. und überall ragte sie als eine Deutsche unter den italienischen Sängerinen weit hervor, übertraf sie alle. Die letzten Opern, in der sie zu München sang, waren: Armida, mit Musik von Prati und Castore e Polluce, mit Musik von Vogler. Als sie ihren Gatten den 16. Dezember 1790 in Berlin verlor, war sie untröstlich. Sie erkrankte, und starb, vom stillem Gram verzehrt, daselbst den 14. Mai 1791, zu frühe für die Kunst; ihre Familie, und alle die, so sie kannten, bedauert von jedermann, beweint von ihren Freunden.
Ihre 1783 zu Offenbach im Stiche heraus gegebenen drei Klavier-Sonaten, mit Begleitung einer Violine, entsprechen ganz der Erwartung von ihrem Geschmacke, und zeigen zugleich, welch’ vortreffliche Meisterinn sie auch im Klavierspielen gewesen seye. Ihr Leben war ein Gesang; ihr Tod, die Auflösung einer Harmonie.