Mendel 1/1876, Bd. 6
Lippert, Friedrich Karl, geschätzter deutscher Tenorsänger, geboren 1758 zu Neuburg an der Donau, erschien 1783 zuerst und zwar in Frankfurt a. M. als „Belmonte“ auf der Bühne. Im J. 1788 wurde er für das königl. Nationaltheater in Berlin engagirt, wo man ihm grosse Rechte einräumte, z. B. den Musikdirektoren Frischmuth und Schulze die Tempi und Stärkegrade vorzuschreiben, die Ensemblestücke mit einzustudiren und seine Rollen selbst zu bestimmen. In Folge dessen sang er Bass- ebenso häufig wie Tenorparthien, z. B. den Almaviva in „Figaro’s Hochzeit“ (1790), den Don Juan (in Berlin 30 Mal), den Sarastro (1795), den Orestes in Gluck’s „Iphigenia in Tauris“ u. s. w. Er war auch Dichter des Singspiels „Der dreifache Liebhaber“, das jedoch nicht gefiel. Um das J. 1798 verliess er Berlin, ging hierauf an die Hofoper in Wien, dann um 1803 nach Hamburg und verschwindet seitdem vom öffentlichen Schauplatze. - Seine Gattin und Schülerin, Karoline L., geborene Werner, geboren 1775 zu Berlin, debutirte daselbst 1788, begab sich 1791 nach Hamburg, kehrte aber in demselben Jahre nach Berlin zurück und verheirathete sich 1792 mit L. Ihre Hauptrollen waren die Königin der Nacht (1794) und Donna Elvira im „Don Juan“. Um 1798 ging sie wieder nach Hamburg, kehrte aber noch einmal, 1804, zu Gastrollen nach Berlin zurück. Da sie damals Mad. Ackermann hiess, so musste ihr erster Gatte schon todt oder von ihr geschieden gewesen sein.