Lipowsky 1811

Mälzel, (Joh. Nepomuk), ist der Erfinder des Panharmonikons, das er zu Paris um 100,000 Fr. verkaufte. Wenn man, heißt es in einem Pariser Blatte, das Panharmonikon des Herrn Mälzel’s mit Vergnügen hörte, welches eine Zusammensetzung vieler Instrumente ist, und eine Menge angenehmer Kompositionen spielt, so ist die neue Erfindung des Hrn. Mälzels, der Trompeter nicht minder sinnreich, obgleich einfacher. Dieses Instrument vereinigt alles, was nur immer die sinnreichste Mechanik im musikalischen Fache aufzuweisen hat. Die Präcision, mit welcher dieses Automat die schwersten Passagen eines ohnehin schwierigen Instruments mit doppelter Zunge spielt, der volle runde Ton, den in diesem Grade und mit dieser Gleichheit der Mund und die Brust eines Menschen nie erreichen, beleben bei jeder Vorstellung die Zuhörer mit neuem Enthusiasmus. Auch das gefällige Aeussere dieses Automats erweckt die vollkommenste Täuschung. Das Leben des an sich schon brillianten Instruments scheint wahrend des Spiels in die schöne männliche Figur überzugehen, welche das Automat vorstellt. Es erscheint in zweierlei Trompeter Uniform. Zuerst in der des Cuirassier-Regiments Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen, und in der prächtigen Uniforme der K. K. französischen Garde. In dieser bläst es die verschiedenen Militär-Signale der K. K. französischen, und in jener die der K. K. österreichischen Kavallerie. Dann läßt es sich in Begleitung des vollen Orchesters mit einem Konzerte von Dupuc, Marsch von Pleyel hören. Der Mechanismus selbst scheint vom geringen Umfange zu seyn, denn er befindet sich in der Brust des Automaten, und bewegt sich mit so vieler Kunst, daß man selbst nichts von der Bewegung desselben wahrnimmt, wenn man sich auch sehr nahe dabei befindet. Den 2. Februar 1809 kam Mälzel auf seiner Rückreise von Paris nach Wien in München an, und hatte am 6. Februar darauf die Ehre Abends 4 Uhr sein musikalisches Automat, den Trompeter, vor Ihre Königl. Majestäten, der Königl. Familie und den anwesenden höchsten Herrschaften in der Residenz zur allerhöchsten Zufriedenheit zu produziren. Den 8. Februar gab er im Kön. Schauspielhause ein Konzert, in welchem er sein neu erfundenes musikalisches Kunstwerk des Trompeters vor Ihren Königl. Majestäten, der ganzen Königl. Familie und einer sehr zahlreichen Versammlung hören ließ. Alle, die dieses Instrument hörten, haben dem Erfinder die größten Lobsprüche ertheilet, der auf eine so glänzende Art mit der Natur wetteifert. Mälzel kehrte hierauf zu neuen Arbeiten nach Wien zurücke, wo sein Genie unter dem Schutze und unter der Aufmunterung Sr. Kgl. H. des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen, dessen erhabenen Namen die Freunde der Künste und Wissenschaften nicht ohne Verehrung aussprechen, zuerst entwickelte, und unter dessen fortdauernder Aufmunterung dieser große Künstler das Gebiet seiner Kunst noch mit mancher schöner Erfindung zu bereichern hoft. Baier. National-Zeit. Jahrg. 1809. Dieser Künstler wurde den 15. August 1772 zu Regensburg geboren, und in der Ulrichs-Pfarre getauft. Sein Vater war daselbst Mechaniker und Orgelbauer, und eben daher vielleicht des Knabens vorzügliche Neigung zur Mechanik und Tonkunst. Er war unter andern schon in früher Jugend ein guter fertiger Klavierspieler, und gab hierinn auch Unterricht zu Regensburg mit glücklichem Erfolge. Vor 18. Jahren begab er sich nach Wien, weil er im Vaterlande, sein Glück zu machen, keine frohe Aussicht hatte, und wurde in dieser Kaiserstadt K. K. Kunstmaschinist, und Bürger. Sein Vater starb zu Regensburg 1798, wo seine Mutter Katharina Mälzel noch lebt, und ihr Haus, das sie in Kumpfmühl besaß, verkauft hat.