Neubert 1/1905
Friedrich-Materna, Amalie, k. k. Kammersängerin, Wien VI, Gumpendorferstr. 24.
* 10. Juli 1847 zu St. Georgen in Steiermark, wo ihr Vater Schullehrer war, erregte frühzeitig, wenn sie beim Gottesdienst mitwirkte, Bewunderung durch die Schönheit ihres Gesanges, fand in Graz Gelegenheit, ihre Stimme auszubilden, und wurde ebenda 1865 Mitglied des Thaliatheaters. 1867 kam sie nach Wien ans Karltheater. Sie war damals mit dem Schauspieler F. verheiratet, der an denselben Bühnen tätig war. Nachdem sie anfänglich als Soubrette beschäftigt gewesen war, daneben aber weiteren Gesangsstudien bei den Kapellmeistern Koch, Esser u. a. obgelegen hatte, wurde sie 1869 Mitglied der wiener Hofoper. Seitdem verbreitete sich rasch ihr Ruf als hervorragende Sängerin und Darstellerin. Abgesehen von vielen andern Gastspielen, wurde sie namentlich eine wichtige Stütze für Bayreuth. Richard Wagner schätzte sie außerordentlich und übertrug ihr die Rolle der „Brünnhilde“, die sie zum ersten Male 1876 durchführte. Ebenso sang sie 1882 bei den ersten Parsifalvorstellungen die „Kundry“ (mit Marianne Brandt und Therese Malten abwechselnd). Großartige Leistungen waren ferner ihre „Elisabeth“, „Isolde“, „Leonore“ (Fidelio), „Armida“, „Donna Anna“, „Donna Elvira“ u. a. 1894 nahm sie von der Bühne Abschied. Seitdem hat sie in St. Johann bei Graz gewohnt, lebt jetzt aber wieder in Wien und ist unterrichtlich tätig.