Mendel 1/1877, Bd. 7
Murschhauser, Franz Xaver Anton, ein Zeitgenosse Seb. Bach’s, ist in Elsass-Zabern, einer kleinen Stadt in der Nähe Strassburg’s, gegen 1670 geboren und war, wie er selbst mittheilt, ein Schüler von Caspar Kerl in München, bei dem er bis zum Tode desselben (1690) Unterricht hatte. Er erhielt den Kapellmeisterposten an der Frauenkirche zu München, wie auf dem Titel seines zweiten Werkes, dem „Vespertinus von 1700, zu lesen ist und starb daselbst im J. 1737. Man hat in neuerer Zeit manches seiner Werke wieder ans Tageslicht gezogen und durch neue Ausgaben zugänglich gemacht (s. Eitner’s „Verzeichniss neuer Ausgaben alter Musikwerke“, Berlin, 1871 p. 141), sie zeigen ein edles Streben und tüchtiges Können. Seine grösseren Gesangswerke sind noch unbekannt. Gerber führt in seinem „Neuen Lexikon der Tonkünstler“ neun Druckwerke von ihm an, davon besitzt die königl. Biblliothek in Berlin: 1) Vespertinum Latriae & Hyperduliae Cultum, Sive Psalmi Vespertini etc. octo tonis ecclesiasticis a 4 vocibus concert. 2 Violinis oblig. & 4 voc. in Ripieno, cum annexo, pro Coronide, Psalmo: Laudate pueri, à Basso solo, & 4 Instr. concert. op. II. Ulmae Suevorum, Impressis Joh. Conradi Wohleri, Bibliopol. Anno M. CC. In kl. hoch 4° 12 Stb. mit 10 Psalmen und 1 Laudate pueri, darunter 5 Gesängen à Capella. 2) Prototypon Longo-Breve Organicum, Exhibeus, super Tonos figuratos magis usitatos. Modum novum ac artificiosum etc. Fugas et Praeambula etc. Norbergae Sumtibus Wolfg. Marytij Eudteri. In kl. quer 4° gestochen, 3 Bl. Vorwort und Dedication und 34 Orgelstücke. Das Werk trägt seinen Namen nicht und ist durch Gerber bestimmt. Es ist auf 2 Notensysteme notirt und sind die ersten 13 Nrn. von Commer neu herausgegeben. Hierzu erschien noch ein 2. Theil mit gleichem Titel und gleicher Einrichtung, welcher 42 Orgelstücke im 8. bis 12. Tone enthält- 3) Academia Musico-Poetico bipartita oder: Hohe Schule der musikalischen Composition in zwei Theile eingetheilt etc. Nürnberg, 1721, in Fol. 186 S. ohne das Register. Den ausführlichen Titel sehe man in Becker’s musikalischer Literatur, Leipzig, 1836, p. 440. Dieses letztere Werk hat M. durch eine unvorsichtige Aeusserung viel Aerger gemacht und hat ihn bestimmt den versprochen 2. Theil nicht herauszugeben. Der darin angegriffene Mattheson liess nicht lange mit der Antwort warten und griff den Verfasser in unbarmherzioger Weise mit seiner „melopoetischen Lichtschere in drei verschiedenen Schneutzungen“ an, die er in seiner „Critica musica“ S. 1 bis 88 veröffentlichte.