Schuberth 8/1871
Richter, Jean Paul Friedr., der berühmte Dichter war auch ein grosser Musiker, geb. 21. März 1763 in Wunsiedel, stammte aus musikalischem Geblüte; sein Vater war nämlich Organist, später Pfarrer. In seiner Autobiographie sagt er: Ganze Stunden widmete ich auf einem alten Clavier dem Abtrommeln meiner Fantasie und wenn ich zuweilen eine kurze Melodie aufgriff, so war ich ein seeliger Mensch und wiederholte unaufhörlich den Fingerfund. Erst später erhielt ich vom Cantor Gressel ordentlichen Unterricht im Clavier. Die msuikalische Grammatik, den Generalbass erlernte ich durch viel Fantasiren und Notenschreiben, etwa so, wie einer die deutsche Sprache durch Sprechen. Aus dem Jahre 1807 schreibt er: Einen ganze Tag könnte ich fort fantasiren, sowohl poetisch als musikalisch und gerade in diesen langen Fantasien höre ich erst jeden Ton rein. Nichts erschöpft und rührt mich mehr als das Fantasiren am Clavier. Ich könnte mich todt fantasiren etc. Noch sei erwähnt, dass er 1779 das elterliche Haus verliess und 1780 in Leipzig Theologie studirte. 1800 bis 1801 lebte er in Berlin, darauf in Hildburghausen, später nahm er seinen Wohnsitz in Baireuth, woselbst er am 14. November 1825 starb.