Mendel 1/1877, Bd. 8
Riehl, Wilhelm Heinrich, geboren am 6. März 1823 zu Biberich, wurde 1845 Mitredakteur bei der Oberpostamtszeitung zu Frankfurt a. M., ging 1847 nach Heidelberg als Mitredakteur des "Baden'schen Landboden", trat 1851 in die Redaktion der "Augsburger Allgemeinen Zeitung" und wurde 1854 Professor an der Universität in München, in welcher Stellung er sich gegenwärtig noch befindet. Neigung und Begabung liessen ihn auch ernstere Unterweisung in der Musik suchen und veranlassten ihn später zur schriftstellerischen, wie selbstschöpferischen Thätigkeit auf diesem Gebiet. Seine "Musikalischen Charakterköpfe", welchen 1853 (Stuttgart und Tübingen, J. G. Cotta'scher Verlag) erschienen und seitdem mehrere Auflagen erlebten, behandeln eine Reihe kleinerer und grösserer Meister, wie Wenzel Müller neben Astorga, Bach und Mendelssohn neben Hasse, die Faustina, Meyerbeer und Roger, Spontini, Cherubini, Gyrowetz, Rosetti, Pleyel u. A. im pikantesten Feuilletonstil und gewannen sich grosses und denkbares Publikum. Mit seiner "Hausmusik"; Lieder seiner Composition, die nach der Vorrede ein Beitrag zur Hebung der Musik im Hause sein sollte, machte er ein klägliches Fiasco. Er zeigte nur, dass die dilettanische Fachbildung wohl zu pikanten Raisonnements, nimmer aber zur Selbstschöpfung befähigt.