Lipowsky 1811
Stainer, (Jakob):
Stainer, (Jakob), ein sehr berühmter Bogeninstrumentenmacher lebte zu Absam, einem Dörfchen unweit Innsbruck, gegen das Ende des 17ten Jahrhunderts, und war ein Schüler des Amati (1). Er verfertigte zwar auch Violonzells, Violine, Bratschen und dgl. allein am liebsten Violine (2), die er an Sonn- und Feiertägen in benachbarten Klöstern zum Verkaufe feilbot, und gewöhnlich das Stück um sechs Gulden hingab. Erst nach seinem Tode schätzte man den Werth seiner vortrefflichen Violine, und bezahlte sie gut. Kenner unterscheiden seine Violine am hohen Gewölbe, das in der Mitte ein ziemlich starkes, hingegen in den Backen, oder nach den äußersten Enden des Instruments zu, sehr dünnes Holz hat. Auch die Schnecke soll einen besonders schönen Schwung haben; doch hat man deren auch mit Löwenköpfen und andern Zierden, auch gab er seinen Geigen verschiedene Lackfarben. Ihr Ton ist voll, sanft, und angenehm. Es giebt Stainer-Geigen -- so nennt man sie -- mit der Jahrzahl 1662.
Tief unten brauset das A mit einer donnernden Stimme, Furcht und Entsetzen zum staunenden Ohr. So wie ein wilder Orkan, in Höhlen des Harzes verschlossen, Die schallenden Felsen murmelnd durchbrüllt. Und in der hellesten Höh, der oft der Stümper entstürzet. Ertönt reinklingend der silberne Ton. Die höchste Rote klingt stark, wie an dem Thurme der Pagode Das kleinste Glöckchen harmonisch erklingt.
So singt von diesem Instrumente der Dichter Zachariä.
Anm. 1: Anton und Hieronimus Amati, zwei Brüder, waren Instrumentenmacher zu Cremona, und lebten um das Jahr 1662. Niklas Amati, der Sohn des Hieronimus, von welchem Jakob Stainer ein Schüler gewesen, lebte daselbst um 1682. Alle drei waren wegen ihrer vortrefflich verfertigten Geigen berühmt. Auch Anton Stradivario war in Cremona ein sehr berühmter Geigenmacher, wo er um die Jahre 1709 und 1719 gelebt hat.
Anm. 2: Die Violine ist bei vollen Orchester-Musiken das erste und vorzüglichste Instrument.